Interaktives Video: Alles rund ums Knie

Wann muss ich mit meinen Knieschmerzen zum Arzt?

Das interaktive Video

Von leichten Schmerzen über Verletzungen bis zu chronischen Schmerzen: Das Knie ist die eigentliche Achillesferse unseres Körpers. Patienten und Patientinnen erzählen im Video ihre Leidensgeschichten – und Experten der Hirslanden-Gruppe beantworten die wichtigsten Fragen rund ums Knie.

Es ist das grösste und eines der wichtigsten Gelenke unseres Körpers: das Knie. Zahlreiche Bewegungen wie Gehen, Laufen, Springen, Treppensteigen und Bücken wären ohne Knie nicht möglich. Dazu hilft es uns auch, die Körperbalance aufrechtzuerhalten. «Es ist ein extrem spannendes Gelenk», sagt Kniespezialist Dr. Oliver Ziegler vom Orthopädie Zentrum an der Hirslanden Klinik Im Park. «Es hat durch seine vielen Bänder eine sehr komplexe Struktur und macht die Diagnostik nicht immer ganz einfach.»

Warum es so wichtig ist, das Knie bestmöglich zu schützen, wie wir uns bei Schmerzen verhalten müssen, welche Therapiemöglichkeiten es für ein geschädigtes Kniegelenk gibt und wie ein massgeschneidertes Knie mithilfe eines 3D-Druckers aussieht, beantworten Dr. Ziegler, Prof. Dr. José Romero von der Endoclinic Zürich an der Klinik Hirslanden, Dr. Walter O. Frey vom Trauma Zentrum Hirslanden, Prof. Dr. Markus P. Arnold von der Hirslanden Klinik Birshof in Basel und der AndreasKlinik in Cham ZG im Interview.

Weshalb haben so viele Menschen Knieprobleme?
Oliver Ziegler: Das Kniegelenk wird tagtäglich belastet, indem es das Gewicht des gesamten Körpers trägt und an nahezu allen Bewegungen des Lebens beteiligt ist. Sportarten, die intensive Bewegungen, Sprünge oder abrupte Richtungswechsel erfordern, beanspruchen das Knie zusätzlich. Hier kann es schnell mal zu Verdrehungen, Überlastungen oder gar Verletzungen kommen. Wer das Knie häufig sehr stark belastet, muss zudem mit der Zeit mit Verschleisserscheinungen wie Arthrose rechnen.
Wie kann ich mein Knie langlebig machen?
Walter O. Frey: Bei der Arthrose- oder Abnutzungsprävention ist es extrem wichtig, dass das Knie immer in Bewegung ist. Ein abgenutztes Knie erträgt keine hohen Belastungen. Deshalb gilt: bewegen ohne belasten, wie z. B. beim Schwimmen, Radfahren oder Rudern. Wenn wir auf dem Velo sitzen, ruht das Körpergewicht im Sattel. Auf diese Weise wird das Kniegelenk schonend bewegt. Dabei werden gleichzeitig Muskeln aufgebaut, welche den Zweck haben, das Knie ökonomisch und verschleissarm zu führen. Ist diese Grundrobustheit erreicht, können wir auch wieder vermehrt laufen, sprich das Knie beim Gehen im Alltag unbeschwert belasten. Präventivmassnahmen sollte man nicht erst machen, wenn das Knie schmerzt, sondern prophylaktisch. Wer jetzt anfängt, jeden Tag aufs Velo zu sitzen oder regelmässig zu schwimmen, der bleibt bewegt, ohne das Knie zu überlasten, und kann sich für die nächsten Jahrzehnte ein gesundes Knie erhalten.
Warum ist Joggen für das Knie nicht gut?
Walter O. Frey: Vielen ist nicht bewusst, wie stark der Bewegungsapparat beim Joggen belastet wird. Bei jedem Aufschlagen des Fusses auf den Boden entstehen Kräfte von bis zum Dreifachen unseres Körpergewichts. Das Kniegelenk wird auf diese Weise extremst beansprucht. Wenn nun jemand mit Übergewicht beschliesst, durch Joggen abzunehmen, erweist er seinem Knie einen Bärendienst. Hier wären wie oben beschrieben Velofahren und Schwimmen besser. Zu beachten ist zudem der Unterschied vom Wandern zum Joggen. Bei Ersterem steht man mit beiden Füssen stabil auf dem Boden und federt jeden Schritt gedämpft ab. Beim Joggen hingegen sind beide Füsse in der Luft und klatschen abwechslungsweise kräftig auf den Boden, was zu einem heftigen Schlag ins Knie führt. Lauftechnik sowie Rumpfmuskulatur müssen daher zuerst sorgfältig aufgebaut werden, bevor man ans schmerzfreie Joggen denkt.
Was muss ich tun, wenn mein Knie schmerzt?
Oliver Ziegler: In einer ersten Phase kann es helfen, sportliche Tätigkeiten einfach mal zu pausieren und zu schauen, ob es durch diese Vermeidung besser wird. Bei einem Verdrehtrauma beispielsweise kann man auch durchaus erst mal abwarten. Das Knie kann anschwellen, hier hilft Kühlen und Schonen für drei bis fünf Tage. Wird es dann aber nicht besser oder ist man im Alltag eingeschränkt, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Welche Knieschmerzen gibt es?
Oliver Ziegler: Zunächst gilt es, die Schmerzen zu präzisieren. Gibt es eine Ursache, oder kamen die Schmerzen schleichend? Und welche Symptomatik zeigt das Knie? Gibt es eine Einklemmung oder Instabilität? Der Arzt kann anhand seiner Untersuchungstechnik und durch Befragung des Patienten oder der Patientin herausfinden, woher der Schmerz stammt und wie ihn die Person empfindet – und gegebenenfalls ein Röntgen oder MRI hinzuziehen. Anschliessend kann er die entsprechende Therapie oder Behandlungsmethode anordnen.
Das Knie kann auch chronisch schmerzen. Was sind die Ursachen?
Oliver Ziegler: Dafür gibt es unterschiedliche Ursachen. Das können sportliche Belastungen und Sportverletzungen bei jüngeren oder dann Degenerationen wie Abnützung oder gar Arthrose bei älteren Patienten/Patientinnen sein. Unter Arthrose versteht man einen Gelenkverschleiss, der eine Abnutzung des Gelenkknorpels zur Folge hat. Wenn kein Knorpel mehr vorhanden ist, kommt Knochen auf Knochen zu liegen. Das verursacht starke Schmerzen.
Was kann man gegen Arthrose tun?
Oliver Ziegler: Es kommt auf den Schweregrad der Erkrankung an. In einem frühen Stadium werden Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente zur Linderung eingesetzt, dazu können gezielte Bewegungsübungen helfen. Denn Bewegung ist trotz Schmerzen wichtig, weil sich bei zu viel Schonung die Arthrose sogar noch verstärkt. Sind die Schmerzen hingegen zu stark und ist die Patientin oder der Patient im Alltag zu fest eingeschränkt, ist ein operativer Eingriff bzw. ein ein künstliches Kniegelenk nötig.
Was bedeutet ein Knie mithilfe eines 3D-Druckers?
Markus P. Arnold: Es handelt sich hierbei um eine Massanfertigung, die auf einem 3D-Bild-Datensatz aus der Computertomografie basiert. Der Unterschied zur klassischen Prothese: Dort passe ich im Grunde das Knie der Prothese an. Bei der Massanfertigung ist es umgekehrt: Das Implantat wird der Knieform angepasst. Das ist deshalb so gut, weil es ganz verschiedene Typen von Kniegelenksformen gibt. Eine Massanfertigung empfehle ich besonders Menschen, die asymmetrische Knie mit schiefen Gelenklinien haben. Die Patientinnen und Patienten selbst merken das natürlich gar nicht, aber ich sehe das auf einem Röntgenbild und weiss, dass wir mit einem klassischen Verfahren vom ersten Operationsschritt an Kompromisse eingehen müssten. Viele kommen aber auch schon in die Praxis und wollen ganz bewusst eine massgefertigte Prothese. Beim Material gibt es übrigens keinen Unterschied, hier werden die bewährten Materialien verwendet.
Was sind die Vorteile eines massgeschneiderten Knies?
Markus P. Arnold: Den grössten Unterschied sehen wir darin, dass ich als Chirurg keinen Kompromiss zwischen Stabilität und Beweglichkeit machen muss. Mit der Massanfertigung ist beides möglich. Das spürt man hinterher bei alltäglichen Aktivitäten wie beim Gehen auf unebenem Untergrund im Wald, beim Treppensteigen oder bei extremeren Belastungen wie beim Klettern und Tennisspielen. Von Patientinnen und Patienten mit einer Massanfertigung höre ich auch häufiger, dass sie gar kein Fremdkörpergefühl haben. Das höchste der Gefühle ist ja, wenn man nichts mehr bemerkt von seinem früheren Sorgen-Knie. Dies erreichen wir häufig mit der personalisierten Lösung.
Was sind die häufigsten Unfälle rund ums Knie?
José Romero: Wir unterscheiden zwischen Sportunfällen sowie Berufs- und Verkehrsunfällen. Beim Sport ist sehr häufig das Kreuzband betroffen, aber auch Meniskusverletzungen kommen regelmässig vor. Besonders oft geschehen Sportunfälle im Fussball, beim Skifahren oder auch im Basketball und Volleyball kann es aufgrund von Stop-and-go-Bewegungen, Sprüngen oder Hängenbleiben zu Verdrehungen kommen. Die Bänder halten den wirkenden Kräften nicht immer stand und können (an-)reissen. Man spricht beim Kreuzbandriss oft von einem indirekten Trauma, bei dem keine Kraft von aussen wirkt – im Gegensatz zu Berufs- oder Verkehrsunfällen, wo Stürze oder Schläge zu direktem Schaden auf die Struktur, wie Frakturen am Knochen, führen können.
Wann muss ich kühlen, wann wärmen?
José Romero: Das kommt auf das Stadium der Verletzung an. Im frühen Stadium bei einer akuten Verletzung mit einer Schwellung des Knies sollte man das Gelenk mit einer Kühlung fast etwas schockieren, damit keine zusätzliche Blutung entsteht. So kann man die Schwellung im besten Fall schnell reduzieren. Wenn es sich hingegen um eine langwierige Verletzung handelt, bei der man die Durchblutung steigern und damit den Stoffwechsel im Knie aktivieren möchte, ist Wärmen besser. Aber grundsätzlich ist das sehr individuell. Es gibt Personen, die generell auf Wärme besser reagieren und andere auf Kälte.
Wann muss man operieren, wann geht es ohne OP?
José Romero: Es gibt Erkrankungen des Kniegelenks, die sich konservativ behandeln lassen. Zerrungen, Muskelschmerzen oder Überbelastungen zum Beispiel können oft mittels physiotherapeutische Massnahmen behandelt werden. Auch ein Kreuzbandriss muss nicht immer operiert werden. Hier kann je nach Verletzung oder Anforderung des Patienten Physiotherapie ausreichen. Manchmal ist aber eine Operation notwendig, besonders, wenn es noch zu Begleitverletzungen kommt. Dies kann zum Beispiel ein eingeklemmter Meniskus oder eine andere Bänderverletzung sein. Bei Frakturen ist eine Operation zwingend, es kommen Platten oder Schrauben zum Einsatz. Oder dann, wenn es um das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks geht, zum Beispiel bei einer Arthrose.
Was geschieht nach dem Eingriff?
José Romero: Grundsätzlich geht es darum, durch die Rehabilitation rasch wieder eine gute Beweglichkeit und Belastbarkeit für das operierte oder behandelte Knie zu erreichen. Die Schmerzbehandlung ist ebenfalls ein wichtiger Faktor.
Was war ihr schönstes Patientenerlebnis?
José Romero: Das ist eine Geschichte aus meiner Zeit als FCZ-Mannschaftsarzt. Stürmer Armando Sadiku riss sich das Kreuzband. Wir reden hier von einer Genesungsphase von mindestens sechs Monaten. Doch Sadiku trainierte sehr hart und stand bereits nach vier Monaten wieder auf dem Spielfeld. Und nicht nur das: In seinem ersten Match nach der Reha schoss er mit dem operierten Bein ein Traumtor – einen Hammer aus 40 Metern Distanz. Sehr eindrücklich!

Rundum betreut

Plagen Sie immer wieder unerklärliche Schmerzen im Knie? Oder fühlen Sie sich in Ihrer Bewegungsfreude eingeschränkt, zum Beispiel beim Joggen? Unsere Gesundheitsexpertinnen und -Experten sind immer für Sie da. Sei es im Rahmen der Hirslanden Healthline, im Physio-Chat der Hirslanden-App oder in der Sprechstunde.

Arzt finden